In der neuen Dauerausstellung der HU „Flechtwerk der Dinge. Das Sammlungsschaufenster der HU zu Berlin“ können Besucher*innen Christa Wolf als Lesende kennenlernen. Im Tieranatomisches Theater findet sich seit dem 21.10.2019 ein Buch aus der Privatbibliothek Wolfs im sogenannten „Sammlungsschaufenster“ der HU: Thomas Manns Tagebücher 1944 -1.4.1946. – mit deutlichen Lesespuren Christa Wolfs. Ihre Notizen und Anmerkungen zeigen, wie Lesen zum Mit-denken anregt, und welche Wirkungen die Lektüre auf Wolfs eigenes Schreiben hatte.
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WANN: noch bis zum 31.12.2020 von 14 – 18 Uhr
WO: Tieranatomisches Theater (Campus Nord), Haus 3 Philippstraße 13, 10115 Berlin (Nähe Charité)
Der Tagebuch-Band stammt aus einem von drei überfüllten Mann-Regal-Fächern aus dem letzten Arbeitszimmer der 2011 verstorbenen Autorin ging im Rahmen der 2015 erfolgten Schenkung der 330 Büchermeter umfassenden Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolfs an die HU.
Von besonderem Interesse für ein forschendes Lernen sind die enthaltene Widmung der westdeutschen Herausgeberin Inge Jens vom 17.12.1987, die teilweise beschrifteten Einlegestreifen und die An- und Unterstreichungen von der Hand der Autorin. Christa Wolf hatte diese Ausgabe der Tagebücher Thomas Manns nach Santa Monica mitgenommen, wo sie auf Einladung der Getty-Stiftung vom Herbst 1992 bis Frühjahr 1993 zum Medea-Mythos recherchierte. Am Ort ihrer Entstehung „vergrub sich“ die 71jährige in den Doktor Faustus sowie in dessen parallel dazu (zwischen Mai 1943 und Januar 1947) in Pacific Palisades verfasste Tagebücher. In einem Zustand der Lebenskrise, so wird sie 2010 öffentlich sagen, habe sie sich „von diesem Werk der Krise irgendeine Art von Aufklärung und Beistand erhofft.“ Die Anmerkung auf dem Einlegezettel Seite 456/457 „Beginn Teufelsgespräch 12.12.44“ lässt erkennen, wie genau Wolf der Beziehung zwischen Erlebnis und Dichtung nachfragt. Dass Thomas Mann in Kalifornien als Emigrant schrieb, eröffnet ihr eine eigene Dimension des Romans.